HNA-ARTIKEL „KOMMUNEN IN WALDHESSEN BEREITEN SICH AUF STARKREGENEREIGNISSE VOR"

HNA-Artikel „Kommunen in Waldhessen bereiten sich auf Starkregenereignisse vor"

Auch in Alheim – wo Starkregen zuletzt Ende August einige Schäden verursachte – wurde das Problem bereits nach der Flutkatastrophe im Ahrtal erkannt und ein Starkregenrisikomanagement auf den Weg gebracht. „Leider sind unsere Flutgräben in Alheim nicht mehr im guten Zustand. Über die Jahre sind sie immer schmaler geworden. Anliegende Felder werden bis an die Grenzen bewirtschaftet oder sie sind zugesetzt. Hier erscheint mir die Anschaffung einer eigenen Grabenfräse sinnvoll, damit wir kontinuierlich die Gräben instandsetzen können“, schlägt Alheims Bürgermeister Andreas Brethauer vor.

Die Regelungen der übergeordneten Behörden seien jedoch zum Teil völlig sinnentfremdet, findet der Rathauschef: „Um ein Beispiel zu nennen: Bachläufe dürfen an einer Stelle frei gemacht werden. Zehn Meter weiter verbietet es dann der Naturschutz, weil dort irgendeine seltene Pflanze steht. Dass diese schützenswert ist: nachvollziehbar. Das Wasser kann dadurch am Ende aber nicht abfließen, denn es hilft mir nichts, wenn nur stellenweise der Bachlauf instandgesetzt werden darf.“ Und er nennt noch ein weiteres Beispiel: „Der Biber darf sich bei uns wieder frei ausbreiten und steht unter Schutz. Wegen einem Biber werden Unsummen investiert, um die Schäden, die der Dammbau des Bibers verursacht, überschaubar zu halten. Es ist aber auch dringend nötig, dass Land und Bund uns finanziell beim Schutz vor Starkregen unterstützen und hier Vorkehrungen treffen“, so Brethauer. Denn dies sei eine finanzielle Herausforderung und bei der derzeitigen Haushaltslage vieler Kommunen kaum zu stemmen.

 

Hier sind die ausführlichen Antworten des Bürgermeisters auf die Fragen der HNA:

Was wurde bisher in der Gemeinde Alheim zum Schutz vor Starkregenereignissen gemacht und was wird künftig gemacht?

In der Gemeindevertretung haben wir bereits nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ein Starkregenrisikomanagement auf den Weg gebracht. Hier werden gerade die Gefahrenpotentiale ermittelt, um dann Gegenmaßnahmen entwickeln zu können.

Außerdem wurde bereits vor den Unwettern in der Nacht vom 25. auf den 26.08. eine Sitzung mit

  • dem Gemeindevorstand,
  • dem Gemeindebrandinspektor,
  • den Wehrführern,
  • den Ortsvorstehern,
  • den Ortslandwirten,
  • dem Kreisbrandmeister
  • und einem Vertreter für die Forstwirtschaft

eingeladen. Ziel ist den Bedarfsplan zu ermitteln, um auf zukünftige Gefahren wie Trockenheit, Waldbrände oder Starkregenereignisse besser vorbereitet zu sein.

Außerdem sind unsere Flutgräben nicht mehr im nötigen Zustand. Über die Jahre sind sie immer schmaler geworden, anliegende Felder werden bis an die Grenzen bewirtschaftet oder sie sind zugesetzt. Hier erscheint mir die Anschaffung einer eigenen Grabenfräse sinnvoll, damit wir kontinuierlich die Gräben instand setzen können.

Wie ist Alheim also auf den nächsten Starkregen vorbereitet?

Ich bin dankbar für unsere gut aufgestellte und engagierte Feuerwehr. Sie dürfte aber personell noch etwas größer sein. In der vergangenen Starkregennacht hat sich auch etwas sehr Schönes gezeigt: In der Notsituation haben Feuerwehr, Bauhof, örtliche Betriebe und Landwirte an einem Strang gezogen und die ganze Nacht Hand in Hand zusammengestanden, um zu helfen. Es war wirklich schön Teil davon zu sein und vielleicht, so schlimm die Nacht auch war, findet so der ein oder andere den Weg zum eigenen Engagement in unseren Feuerwehren.

Wo könnte vielleicht auch noch mehr getan werden, bzw. ist Spielraum nach oben?

Die Regelungen der übergeordneten Behörden sind zum Teil völlig sinnentfremdet. Um ein Beispiel zu nennen: Bachläufe dürfen an einer Stelle frei gemacht werden. Zehn Meter weiter verbietet es dann der Naturschutz, weil dort irgend eine seltene Pflanze steht, dass diese schützenswert ist: nachvollziehbar. Das Wasser kann dadurch am Ende aber nicht abfließen, denn es hilft mir nichts, wenn nur stellenweise der Bachlauf instand gesetzt werden darf. Noch ein Beispiel: Der Biber darf sich wieder frei ausbreiten und steht unter Schutz. Wegen einem Biber werden Unsummen investiert, um die Schäden, die der Dammbau des Bibers verursacht, überschaubar zu halten.

Ich befürworte Naturschutz, wir sind Teil der Natur. Das alles steht aber in keinem Verhältnis mehr. Wo liegen hier eigentlich die Prioritäten? Wir sind von den Wählerinnen und Wählern gewählt und ihre Interessen sind es, die wir vertreten müssen!

Es ist auch dringend nötig, dass Land und Bund uns finanziell dabei unterstützen hier Vorkehrungen zu treffen. Das ist eine enorme finanzielle Herausforderung und bei der derzeitigen Haushaltslage vieler nordhessischer Kommunen kaum zu stemmen. Förderungen helfen da übrigens nur bedingt weiter. Der bürokratische Aufwand, diese zu bekommen, muss zusätzlich personell gestemmt werden und entwickelt teilweise ein Arbeitsaufkommen, dass ein Studium erfordert! Auch das ist in Kosten darstellbar, die Zeit, die für die viele Bürokratie draufgeht, fehlt am Ende für produktive Arbeit. Es wäre besser uns mit unserem Geld frei arbeiten zu lassen, anstatt es uns über Umlagen zu nehmen und einen Teil davon zweckbestimmt über viel bürokratischen Aufwand wieder zuzuteilen. Wir wissen selbst, wie wir unser Geld sinnvoll investieren, dafür sind wir gewählt.

Und wie schätzen Sie die Gefahren künftig ein?

Der Klimawandel ist real und das merken wir jetzt auch. Wir werden auch zukünftig mit Starkregenereignissen, Trockenheit und Waldbränden leben müssen. Zwar gab es das auch früher schon, aber in keiner Weise in der aktuellen Häufigkeit und bei völlig anderen Lebensbedingungen.